Ein Internet-Ganove verfolgt eine Familie mit extremen Methoden: Er benutzt ihre Nachnamen, ihre E-Mail-Adresse, sogar ihr Bankkonto. Er bestellt Pakete für sie im Internet, gibt online Anzeigen auf und meldete seine Opfer zu einem Rollifahrer-Marathon an. Später folgte ein regelrechter Hacker-Angriff auf ihren Computer. Nico W. (34) und Doreen S. (31) sind bald am Ende.
Der Nerven-Krieg begann Ende August, als Nico W. ein Buch für 1,99 € bei Ebay ersteigerte. Er stritt sich mit dem privaten Anbieter, weil der die Ware erst an eine falsche Anschrift schickte und für eine zweite Zusendung mehr Geld forderte. "Plötzlich stand unser Telefon nicht mehr still", sagt Nico W. Bis zu 100 Anrufer antworteten täglich auf Online-Anzeigen, die er nie aufgegeben hatte. Sein E-Mail-Postfach füllte sich außerdem mit Mails von Versandhäusern. Dort hieß es jedes Mal: "Danke für die Bestellung!" Die Opfer schickten alle zugesandten Pakete rasch zurück und stoppten Überweisungen. Nur mit Mühe und hohem Zeitaufwand konnten sie Tag für Tag verhindern, dass Geld vom Konto abgebucht wurde.
Besonders entsetzt war das Paar von Internet-Kleinanzeigen bei Ebay oder Mobile.de mit Texten wie: "Mercedes Vito wegen Todesfalls abzugeben". Vor allem aber quälte Nico W. und Doreen S. aus Bernau (Brandenburg) eine Frage: Wie schaffte es der Internet-Gangster, bei so vielen Firmen vorzutäuschen, jemand anderer zu sein? "Den Mann, den wir verdächtigen, kannte all unsere Kontakt-Daten von Geschäften auf Ebay", sagt Doreen S. kopfschüttelnd. Und mehr als ein paar plausible Angaben zu Rechnungsanschrift und Konto werden zumeist nicht verlangt. Nico W.: "Richtig gespenstisch wurde es aber, als jemand auf unseren Computer zugriff!"
Der Stalker oder ein von ihm beauftragter Hacker konnte auf einmal auch die E-Mail-Adresse der Opfer benutzen, um selbst E-Mails zu verschicken. Zwei Nutzer-Konten bei Ebay und eines bei Amazon wurden ebenfalls auf ungeklärtem Weg geknackt. Über diese Konten bestellte der Gangster regelmäßig Computer-Zubehör. "Die Beträge gingen bis zu 1000 Euro!", sagt Nico W., der wieder viele Bestellungen stoppen musste. Zu allem Überfluss liebt der Stalker auch noch kranke Witze: Er organisierte eine Wohnungsbesichtigung bei seinen Opfern, meldete das Paar zu einem Rollstuhl-Marathon an (keiner der beiden sitzt im Rollstuhl), abonnierte eine Zeitung für sie und überwies sogar Geld auf ihr Konto. Die Bernauer Polizei ermittelt seit September in dem Fall – bisher ohne Erfolg. Mühselig schreibt sie erst einmal alle Firmen an, um Spuren des mysteriösen Terror-Bestellers zu sammeln. Nico W.: "Eine Empfehlung, wie wir uns schützen können, haben wir aber bis heute nicht bekommen."
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